Die Weisheitszahnentfernung ist in unserer Praxis der am häufigsten durchgeführte Eingriff.
Das Kochen unserer Nahrung brachte im Verlauf der Evolution eine Menge günstiger Effekte, wie etwa die bessere Verdaulichkeit von Nährstoffen und das Abtöten von vielerlei Keimen und Parasiten. Durch die weichere Nahrung werden unsere Zähne und Kieferknochen allerdings auch immer weniger beansprucht und die Größe der Kieferknochen nimmt ab.
Gerade wenn nach kieferorthopädischer Behandlung ein wunderschöner Zahnbogen mit gerader Zahnstellung erreicht ist führt dies oft zu einer Platzverengung im Bereich der Weisheitszähne.

Habe ich (mein Kind) überhaupt Weisheitszähne?
Dies kann oft nur durch ein Röntgenbild (Orthopantomogramm oder Kieferübersichtsaufnahme) ermittelt werden. Meist erstellen unsere kieferorthopädischen Kollegen diese Röntgenbilder während bzw. nach der Behandlung. Die Weisheitszähne müssen nicht immer angelegt sein, einige Jugendliche haben somit Glück…

Müssen die Weisheitszähne entfernt werden?
Dies hängt fast immer von den Platzverhältnissen ab. Haben die Weisheitszähne keinen Platz um sinnvoll Richtung Mundhöhle durchzubrechen ist eine Entfernung der Weisheitszähne in jungen Jahren zu empfehlen. Ab einem gewissen Alter werden vollständig im Kieferknochen liegende Zähne nicht mehr wahlweise (elektiv) entfernt, sondern nur noch wenn Probleme (Schmerzen, Schwellung, Entzündung etc.) auftreten.

Wieso kann ich nicht einfach warten bis Probleme auftreten?
Die Weisheitszähne sind die Zähne des Ober- und Unterkiefers die als letztes reifen und wachsen. Die Komplikationsrate wächst mit steigendem Lebensalter, weil die die Zähne bzw. deren Wurzeln immer größer werden. Im Unterkiefer wachsen die Wurzeln der Weisheitszähne in Richtung eines beidseits im Kiefer verlaufenden Gefühlsnerven. Je mehr sich die Wurzeln der Weisheitszähne an diesen Nerven annähern desto eher wird dieser Nerv bei Entfernung der Weisheitszähne verletzt. Je länger die Weisheitszähne im Kieferknochen verbleiben, desto fester werden sie. Deswegen ist (außer bei Beschwerden) eine Entfernung von Weisheitszähnen im hohen Patientenalter routinemässig nicht mehr sinnvoll.

Wie werden die Zähne entfernt?
Dies hängt von der Lage, Anzahl, Schwierigkeit der Zähne und Mitarbeit des Patienten ab. Anhand von Röntgenbildern versuchen wir abzuschätzen wie aufwendig die Entfernung sich gestalten kann. Für die „Betäubung“ gibt es drei Möglichkeiten:
1. Lokale Betäubung: wird immer durchgeführt, d.h. mit Spritzen verabreichen wir lokales Betäubungsmittel (Anästhetikum) um die Zähne herum
2. Analgosedierung: zusätzlich zu den lokalen Betäubungsspritzen können Medikamente verabreicht werden, die die allgemeine Wahrnehmung dämpfen und schmerzstillend wirken
3. Vollnarkose: eine Narkoseärztin oder Narkosearzt verabreicht Medikamente die dazu führen, daß sie den Eingriff verschlafen.
Die Entfernung der Weisheitszähne vom technisch-chirurgischen Standpunkt erfolgt immer gleich. Hierauf hat die jeweilige Betäubung keinen Einfluss.

Muss eine Vorbesprechung erfolgen oder können die Zähne direkt entfernt werden?
Aus rechtlichen Gründen sollte immer eine Vorbesprechung vor Entfernung erfolgen. Jeder Patient hat das Anrecht, dass seine Situation individuell besprochen, analysiert und geplant wird. Welche Narkoseform möchten sie? Sollen alle Weisheitszähne entfernt werden? Wie lange dauert der Eingriff? Fallen irgendwelche Kosten an? Es gibt z.T. viele Fragen zu klären und ein Aufklärungsgespräch gibt Ihnen die Möglichkeit uns und unsere Praxis kennenzulernen.

Sollte ich abgeholt werden oder kann ich nach Weisheitszahnentfernung alleine nach Hause fahren?
Bitte lassen sie sich immer abholen.

Habe ich nach der Entfernung noch weitere Termine die ich wahrnehmen muss?
Meist erfolgt am Tag nach der Entfernung (oder nach dem Wochenende) eine erste Kontrolle. Nach ca. einer Woche werden eingebrachte Nähte entfernt.

Wie lange bin ich „krank“?
Dies lässt sich leider nur schwierig abschätzen. Rechnen sie z.B. bei der Entfernung von vier Weisheitszähnen bitte mit einer Woche Arbeitsausfall.

Was ist ein DVT?
Wir haben die Möglichkeit die Lagebeziehung der Weisheitszahnwurzeln zu (v.a. im Unterkiefer) verlaufenden Nerven dreidimensional darzustellen und dem Behandler somit eine räumliche Vorstellung dieser Strukturen vor der Entfernung zu vermitteln. Die Untersuchung nennt sich Digitale VolumenTomographie oder abgekürzt DVT. Diese Untersuchung muss nicht immer erfolgen. Fast immer reicht das jeweilige Übersichtsröntgenbild der Kiefer aus (Orthopantomogramm oder OPG).

Entstehen bei der Weisheitszahnentfernung Kosten?
Private Krankenkassen übernehmen alle anfallenden Kosten, es kann jedoch  erforderlich sein die jeweilig geplanten Massnahmen vorher abzustimmen. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die chirurgischen Behandlungskosten, allerdings sind Leistungen wie die Digitale VolumenTomographie oder z.B. eine Vollnarkose nicht mehr routinemässig im Leistungskatalog der jeweiligen Krankenkassen erhalten.

Wo kann ich mich weiterführen infomieren?
Die sog. Leitlinie unserer Fachgesellschaft finden sie hier:

http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/007-003l_S2k_Weisheitszahnentfernung_01-2013.pdf

Viel Spaß beim schmökern…

Ihr

Dr. Dr. Bernd Kramer & Team

Orthopantomogramm eines 18 Jährigen Patienten
Alle vier Weisheitszähne sind angelegt. In diesem Alter ist kein entscheidendes Wachstum der Kieferknochen mehr zu erwarten. Die im Wachstum befindlichen Wurzeln der unteren Weisheitszähne liegen beidseits am Gefühlsnervenkanal des Unterkiefers.

Orthopantomogramm nach Entfernung aller vier Weisheitszähne. Um nur eine möglichst kleine Knochenwunde im Bereich des Unterkiefers zu schaffen wurden diese Weisheitszähne mehrfach geteilt. Die oberen Weisheitszähne werden meist in einem Stück entfernt.